Scandal Love Page 9
Den letzten Satz sagte er so dicht an meinem Ohr, dass ich seinen Atem an meiner Haut spürte.
Ich stürmte aus der Küche mit dem Gefühl, dass Pfeile aus seinen Augen meinen Rücken durchbohrten.
Eher würde ich verbluten, als mich zu ihm umzudrehen. Ich wusste, welcher Ausdruck in seinem Gesicht stand.
Triumph.
KAPITEL 7
TRENT
Funny Felix entpuppte sich als eine Katastrophe.
Was niemanden wirklich wunderte.
Ehrlich gesagt, war das nicht ganz fair gegenüber der Person, die, in einer absurden Mischung aus Katzen- und Teddybärkostüm, inmitten eines aus kreischenden Kindern gebildeten Kreises tanzte wie ein dressierter Affe.
Vermutlich fand jeder, der nicht meinem direkten Umfeld angehörte, die Party ganz okay. All die Eltern, die sich mit einem breiten Lächeln im Gesicht bei den Händen hielten (sogar die geschiedenen benahmen sich ihren Sprösslingen zuliebe zivilisiert) und zusahen, wie sich die Frucht ihrer Lenden das Gesicht bemalen ließ und mit einer Gruppe Clowns – alias Felix’ kleine Helfer – umhertollte. Es war gruselig, aber wenn man wirklich einmal darüber nachdachte, wurde einem bewusst, dass vieles von dem, was Erwachsenen befremdlich erscheint, Kinder am liebsten haben. Weil deren Blick auf die Welt, im Gegensatz zu dem ihrer Eltern, nicht durch Vorurteile und Intoleranz getrübt ist.
Kinder sind keine Rassisten.
Kinder sind nicht voreingenommen.
Kinder interessiert es nicht, dass dein Auto das doppelte Jahreseinkommen des Durchschnittsamerikaners kostet.
Kinder machen Spaß.
Kinder sind reinen Herzens.
Nur gilt das für mich leider nicht.
Ich war ein Mann mit multiethnischem Hintergrund in einer weißen Welt, darum wusste ich genau, wie Luna sich fühlte. Rein optisch stach ich so wenig heraus wie sie, selbst in der von der weißen Oberschicht regierten Stadt Todos Santos nicht. Ich war nicht einmal dunkelhäutig. Meine Mutter war Deutsche, mein Vater Afroamerikaner. Ich war nur schwach pigmentiert. Dennoch war meine gemischte Herkunft unterschwellig immer vorhanden. In meiner Größe, meinen vollen Lippen, meiner Krause (vorausgesetzt, ich ließ meine Haare wachsen, was nie vorkam). Sie war da, wenn jemand Witze über große Schwänze und Basketball riss. Sie war da, wenn ich mich während meines Studiums um Gelegenheitsjobs bewarb, um meinen Lebensunterhalt zu bestreiten. Sie war da, auch wenn andere sich den Anschein gaben, es nicht zu bemerken.
Eines gilt für jeden von uns gemischtrassigen Menschen: Die Gesellschaft verarscht uns nach allen Regeln der Kunst. Ich war zu schwarz, um in der weißen reichen Stadt, in der ich (dank eines Football-Stipendiums) die Highschool besuchte, voll akzeptiert zu werden, und zu weiß für die schwarze Community in San Diego, meiner Heimatstadt.
Es mangelte mir nicht an Freunden, davon hatte ich jede Menge. Sondern an einer Identität. Einer Sippe. Dem Puzzle, in das ich mich einfügen konnte.
Was das betraf, ähnelte Luna mir und zugleich auch wieder nicht.
Sie war wunderschön und exotisch, ein seltener Diamant, der wahrscheinlich weniger unter Vorurteilen zu leiden haben würde, weil die Zeiten sich geändert hatten. Sie zog die Menschen an, und sie wirkte ganz und gar normal, bis sie den Mund aufmachte und nichts herauskam. Bis eine Mutter sie nach ihrem Namen fragte und meine Tochter den Blick senkte, während ihr die Tränen in die Augen traten, weil sie von einer Fremden angesprochen worden war.
Bis deren Sohn Luna eine Missgeburt nannte.
»Sie spricht kein Englisch, Ma. Auch kein Spanisch. Diese Missgeburt spricht überhaupt nicht.«
Was habe ich gesagt? Eine Katastrophe.
Meine Mutter legte mir die Hand auf die Schulter und flehte mich mit Blicken an, den Jungen nicht mit dem Gesicht voran zu Boden zu schmettern und Dreck fressen zu lassen. Die Party fand ausgerechnet am Strand statt, und die Hitze ruinierte langsam, aber sicher die Cupcakes, die Gesichtsbemalungen und meine Nerven.
»Wie abgefuckt muss ein Kind eigentlich sein, um so etwas zu sagen? Sie sind erst vier.« Ich fuhr mir mit der Hand über den Kopf. Luna saß mit Sonya ein paar Meter entfernt unter einem Baum und versuchte, sich von dem Vorfall zu erholen. Sie teilten sich einen Apfel. Da die kleine Miss Wichtig samstags zu beschäftigt war, um Luna und mich zu begleiten, hatte ich eine Ersatzmannschaft zusammengestellt, die mir Gesellschaft leistete und mich moralisch unterstützte. Meine Eltern, Darius und Trisha, waren mit von der Partie, und sogar Sonya hatte es in letzter Minute einrichten können vorbeizukommen, obwohl sie an und für sich bei einem Wettkampf ihres Sohns – an die Sportart erinnerte ich mich nicht – zuschauen sollte.
»Sie sind vier, privilegiert und unverschämt. Du bist mit den gemeinsten Kindern dieses Landes aufgewachsen. Darum verstehe ich nicht, wieso dich ein solches Benehmen immer noch aus der Fassung bringt.« Meine Mutter strich mein Hemd glatt. Trish, eine ehemalige Teilzeitkraft bei Walmart, hatte es weit gebracht, seit ich mit der Gründung von VHH den Jackpot geknackt hatte. Sie trug ausschließlich und ohne Gewissensbisse Designerkleidung und sah heute aus wie eine Frau, die zu bedienen sie früher niemals Gelegenheit gehabt hätte, weil diese keinen Fuß in besagtes Geschäft gesetzt hätte. Ich genoss es in vollen Zügen, dass wir nun einem Club angehörten, in dem wir nie wirklich akzeptiert wurden. Es war auf eine Groucho Marx’sche Weise urkomisch.
Mein Vater war das einzige schwarze Mitglied im Country Club von Todos Santos.
Luna besuchte denselben Kindergarten wie die Tochter von Toby Rowland, dem reichen Flachwichser, der mir auf der Highschool einen Knöchelbruch beschert hatte, um mir den Rang des Kapitäns der Footballmannschaft abluchsen zu können.
Wir passten uns an, fügten uns ein, nahmen uns, was man uns nicht freiwillig gab.
Und ich blühte dabei auf.
»Zeit, diese Scheißveranstaltung zu verlassen. Ich habe die Schnauze voll.« Ich schüttelte den Kopf und stieß einen Seufzer aus, als Luna sich weigerte, unter dem Baum hervorzukommen und sich den anderen Kindern zu einem Tanz anzuschließen, obwohl Sonya ihr anscheinend versicherte, dass sie ihr nicht von der Seite weichen werde. Luna war bei gesellschaftlichen Anlässen besonders anstrengend. Ich hatte das erste Jahr nach dem Verschwinden ihrer Mutter mit ihr zu Hause verbracht, bevor ich mich schließlich wieder dem Leben zuwandte. Ich wollte ihr die Welt zeigen. Sie war mein Kind. Mein Herzblut, mein Augenstern, mein Ein und Alles. Trotzdem wünschte ich, sie wäre empfänglicher für ihr Umfeld und würde von diesem mehr Akzeptanz erfahren.
Meine Eltern zogen die Stirn kraus und wechselten besorgte Blicke. Sie waren mir in Bezug auf Luna eine unersetzliche Hilfe, seit ich von Chicago, wo ich eine der VHH-Niederlassungen geleitet hatte, zurück nach Todos Santos gezogen war und einen guten Anteil meiner Aktien an Jordan Van Der Zee verkauft hatte, zusammen mit einem Stück meiner Seele.
»Wieso fährst du nicht schon vor und ruhst dich ein bisschen aus?« Meine Mutter streichelte mir über die Wange und zwang ihrem liebreizenden Gesicht ein Lächeln auf. »Dein Vater und ich werden Luna über Nacht mit zu uns nehmen. Sie fiebert seit Wochen darauf, ihm beim Bau dieses Raumschiffs zu helfen.«
Das Raumschiff.
Mein Vater war ein Träumer. Ein Erfinder. Er baute unsinniges Zeug, das nie funktionierte. In Wahrheit arbeitete er überhaupt nicht an einem Raumschiff. Sondern an einem gesunden Verhältnis zu meiner Tochter, und zwar mithilfe von leeren Batterien, Pappkartons, Superkleber und alten Streichhölzern, die im Regen nass geworden und nicht mehr verwendbar waren. Er erschuf etwas, wofür ich nicht einmal das beschissene Fundament zustande zu bringen schien: eine herzliche, auf Spaß begründete Beziehung zu meinem Kind.
Um die komischen Blicke, die sie kassierte, auszugleichen.
Die Bürde, die es bedeutete, anders zu sein.
Das machte mir zu schaffen, da man mir die Schuld daran geben würde, dass Luna anders war, sollte ihre Mutter je wieder in ihrem Leben auftauchen. Val würde sie für ihre Zwecke benutzen. Kein Wunder also, dass ich d
aran zu knacken hatte.
»Ihr müsst das nicht tun«, antwortete ich, ohne jedoch wirklich zu widersprechen. Die Atempause würde mir guttun. Ich würde noch nicht einmal Sonya oder Amanda anrufen, sondern mich sofort in die Falle hauen. Mir vielleicht noch irgendeinen bescheuerten Actionfilm reinziehen oder fettiges Essen bestellen, das ich mir an einem Werktag niemals genehmigen würde. Meine sechs Krafttrainingseinheiten pro Woche vertrugen sich nicht gut mit Junkfood, aber manchmal gestatten sich selbst harte Kerle eine kleine Selbstmitleidsorgie.
»Wir möchten aber.« Meine Mutter schloss mich in die Arme. Sie war so viel kleiner als ich mit meinen eins dreiundneunzig, und es war eine abstruse Vorstellung, dass sie mich zur Welt gebracht hatte. Auch deshalb, weil Trish Rexroth zu den warmherzigsten Menschen zählte, die ich kannte, wohingegen ich ein ausgemachter Kotzbrocken war. »Wir lieben Luna und freuen uns über jede sich bietende Gelegenheit, sie glücklich zu machen. Außerdem habe ich vor, einen Apfelkuchen zu backen, und der Blutzuckerspiegel deines Vaters ist ohnehin viel zu hoch. Sie würde ihm einen Gefallen erweisen, indem sie das meiste davon isst. Habe ich recht, Dar?« Sie wandte sich zu meinem Vater um, der gerade mit einem vierjährigen Knirps darüber redete – vielmehr debattierte –, aus was sich die Farbe, mit denen die Kinder geschminkt wurden, zusammensetzte.
Ich schmunzelte. »Einverstanden.«
Nachdem ich mich von Luna, meinen Eltern und Sonya verabschiedet hatte, stieg ich in meinen schwarzen Tesla. Auf dem Heimweg rief ich in einem koreanischen Grillrestaurant an und bestellte jedes zweite Gericht auf der Karte, anschließend kurvte ich eine Weile um den Block und kostete diese andere Art von Stille aus. Sie war nicht angespannt oder schwer von unausgesprochenen Worten, sondern von Einsamkeit und Selbstsucht geprägt – zwei Dingen, die Eltern herbeizusehnen lernen. Wenn mich jemand mit seinem letzten Atemzug leise fragen würde, ob ich gern Vater war, und ich sicher wüsste, dass er meine Antwort für sich behalten würde, ich würde Farbe bekennen. Und verneinen. Weil es zu schwer war, zu herzzerreißend und kräftezehrend, Luna Rexroths Vater zu sein.
Und dennoch.
Dennoch liebte ich meine Tochter abgöttisch und bedingungslos. Was meine Unfähigkeit, ihr zu helfen, nur umso niederschmetternder machte. Der Gedanke, dass sie den Glauben an die Menschen – oder, noch schlimmer, vielleicht gar an das Leben selbst verloren haben könnte, bevor es auch nur richtig angefangen hatte, brachte mich schier um den Verstand. Ich wollte ihr beweisen, dass die Welt ein wunderschöner Ort voller Überraschungen war, der es wert war, entdeckt zu werden. Dass aus Bauern Könige werden konnten und ihr eigener Vater der lebende Beweis dafür war.
Eingepfercht zwischen dem Orange County und Todos Santos befand sich ein Landschaftspark, den ich besonders als Teenager geliebt hatte. Er war ein bisschen verwildert. Außerdem groß, abgelegen und nach Ansicht der Gemeinderäte die reinste Geldvernichtungsmaschine. Keiner der Bezirke wollte sich damit befassen, nicht zuletzt, weil sich dort das Rathaus von Todos Santos befunden hatte, bevor man einen protzigen Neubau im Zentrum errichtet und so viele Brunnen samt Schwänen installiert hatte, als wollte man Monaco Konkurrenz machen. Da der Park offiziell zu keinem Stadtbezirk gehörte, wurde er vernachlässigt und geriet in Vergessenheit. Allerdings nur bei den Erwachsenen.
Jede Menge Jugendliche nutzten ihn, um Sex zu haben, sich zu betrinken und die Sau rauszulassen – die Lieblingsbeschäftigung der meisten Teenies. Wann immer während unserer Highschoolzeit Vicious’ Eltern zu Hause gewesen waren – was selten vorkam –, hatten wir unsere wöchentlichen Kämpfe, zu denen wir uns gegenseitig herausforderten, hier ausgetragen.
Da das koreanische Restaurant immer eine Ewigkeit brauchte, um die Essensbestellungen fertig zu machen – erst recht bei einer so umfangreichen wie meiner –, beschloss ich spontan, zum Park zu fahren. Eine Reise in die Vergangenheit würde mir in Erinnerung rufen, dass ich nicht immer so alt, verbittert und durch den Wind gewesen war.
Ich fuhr an den alten Bänken vorbei, dem zwischen die Wanderwege eingebetteten See mit dem Leuchtturm darin. Ich fuhr das Fenster herunter und atmete den süßen Duft der Natur ein. Es roch nach Freiheit. Jugend. Sauberer Luft. Der Anflug eines Lächelns breitete sich über mein Gesicht, und fast genoss ich dieses Gefühl.
Fast.
Die Person, die es zum Verschwinden brachte, war die letzte, die ich hier zu treffen erwartet hatte, wenngleich es komplett Sinn machte, dass sie hier war.
Edie Van Der Zee.
Ich hörte sie, noch ehe ich sie sah, und auch dann gewahrte ich sie nur durch Büsche und Nebel als nächtlichen Schemen. Tatsächlich erkannte ich sie an ihrer wilden, welligen blonden Mähne, die über ihre nackten Schultern wogte, und an ihrem heiseren rauchigen Lachen. Sie trug ein weites Roxy-Top, kurze Shorts und ihre Dr. Martens, die Schnürsenkel offen. Sie glich so sehr einem Kind, dass ich mir am liebsten einen Tritt in die Eier verpasst hätte, weil ich mir neulich Nacht vorgestellt hatte, sie läge unter mir, während ich Amanda bumste. Edies Beine waren noch ohne Rundungen, gerade wie zwei Zahnstocher. Kaum anders als Lunas.
Du hast echt einen Sprung in der Schüssel.
Sie stand vor zwei Jungs und einem Mädchen, die auf einer Bank hockten, besser gesagt auf deren Rückenlehne, weil sie ja solche Rebellen waren. Dachten sie.
Eigentlich wollte ich das Tempo nur verlangsamen, um zu hören, worüber sie lachten, brachte meinen schwarzen Wagen jedoch hinter wildem Gebüsch komplett zum Stehen, als ich realisierte, dass er praktisch von der Dunkelheit verschluckt wurde. Das war der Punkt, an dem ich mir vermutlich hätte eingestehen sollen, dass ich eine entscheidende Grenze überschritt. Ich stalkte spätabends meine Angestellte, meine jugendliche Angestellte. Aber ich spielte mein psychopathisches Verhalten runter, indem ich es damit rechtfertigte, dass ich a) nicht aktiv nach ihr gesucht hatte, sondern zufällig über sie gestolpert war, und b) es mir niemals verzeihen würde, wenn ich nicht eingriff, falls sie in irgendwelchen Schwierigkeiten steckte.
Verflucht weit hergeholt, aber halbwegs akzeptabel.
Einer der Typen, der schon allein dafür einen qualvollen Tod verdiente, dass er mitten im Sommer ein Kapuzenshirt trug, stand auf und schlenderte zu einer der Kultstätten des Parks, dem alten Rathaus. Es war verwaist und im Verfall begriffen. Ein riesiger Sandsteinkasten voller leerer Räume, von denen jeder bei meinem letzten Abstecher hierher vor fünfzehn Jahren von einem Paar oder einem Trio belegt gewesen war, die es auf den schmutzigen und vermutlich verseuchten Matratzen und Sofas trieben, die irgendjemand in das Gebäude geschafft hatte. Ich knirschte mit den Zähnen, als der Kerl Edie den Arm um die Schulter legte, ihren Hals umfasste und sie zu sich heranzog, um sie auf die Stirn zu küssen.
»Komm schon, Gidget. Wir haben seit einer Ewigkeit nicht gefickt, und die neuen Mädels am Strand sind alle zu Plain Vanilla«, bemerkte dieser Penner, als sie auf den Eingang zusteuerten. Gidget? Und wieso ging mir seine Ausdrucksweise so sehr gegen den Strich? Ich benutzte ordinäre Begriffe in jeder grammatikalischen Kategorie sowie als bloße Ausschmückung in jedem zweiten Satz. Trotzdem hasste ich es, das Wort ficken aus seinem Mund zu hören, mehr noch, dass es auf sie gemünzt war. Aber am meisten ging mir gegen den Strich, dass dieser Flachwichser eine Kapuze aufhatte, sodass ich sein verdammtes Gesicht, das gleich mit meiner Faust Bekanntschaft machen würde, nicht sehen konnte.
»Warte, ich hol uns von Wade einen Joint«, antwortete Edie mit ihrer rauen Stimme, bevor sie im Laufschritt zu den Losern auf der Bank zurücksprintete. Hatte sie wirklich vor, es in einem verlassenen Gebäude mit diesem Schwachkopf zu treiben? Ich bezweifelte es. Andererseits, was wusste ich schon über dieses Mädchen? Außer natürlich, dass sie eine Taschendiebin und eine egozentrische Lügnerin war, die sich vor der Party meiner Tochter gedrückt hatte, um mit unterbelichteten Kiffern rumzuhängen. Dazu war sie ein Teenager. Es gab nicht den geringsten Zweifel, dass sie in einem verlassenen Gebäude mit ihm vögeln würde. Und dass sie nicht Plain Vanilla war.
Mein Schwanz regte sich in meiner Hose, und ich tat das Undenkbare, indem
ich die Faust um ihn schloss und heftig zudrückte. Womit ich zum Ausdruck brachte, dass es niemals passieren würde. Sie war noch nicht mal mein Typ. Zu zierlich, zu blond, zu niedlich. Allerdings wusste ich inzwischen, dass ihre Optik trog. Dieses Mädchen hatte es faustdick hinter den Ohren.
Verzweifelt bemüht, nicht zu kommen, vergaß ich, dass meine Scheinwerfer noch immer leuchteten. Ihre Kumpels auf der Bank verrenkten sich die Hälse, um zu sehen, was – beziehungsweise wer – da hinter den Büschen rumlungerte. Ich musste mir etwas einfallen lassen. Vielmehr schnellstens von hier verduften.
Allerdings war ich schon immer ein Spacko gewesen, der sich zum Spiel mit dem Feuer hinreißen ließ, vorzugsweise mit der unberechenbarsten Frau in seinem Dunstkreis. Warum jetzt damit aufhören?
Anstatt zu wenden und mich davonzumachen, trat ich aufs Gaspedal, woraufhin mein Wagen leise beschleunigte – was seinen Preis von hundertsiebzig Riesen rechtfertigte –, bevor ich wenige Meter von der Eingangstür des Rathauses entfernt direkt hinter Edie voll auf die Bremse stieg.
»Van Der Zee!« donnerte ich. Ihr Kopf fuhr so schnell herum, dass ich dachte, es würde ihr das Rückgrat brechen. Ich lehnte mich zur Seite und öffnete die Beifahrertür.
»Steig ein!«
Ihr blieb der Mund offen stehen, und ich verspürte eine Sekunde lang das übermächtige Verlangen, meine Zunge hineinzuschieben. Stattdessen stieß ich die Tür weiter auf.
»Wird’s bald!«, knurrte ich.
Der Penner, für den sie die Beine breit zu machen gedachte, stand jetzt frontal vor mir. Er hatte schwerlidrige grüne Augen, eine Tätowierung am Hals und einen Ring in der Lippe. Er sah aus wie ein ausgestoßenes Mitglied von Blink-182. Nur größer. Und muskulöser. Mir konnte er zwar nicht das Wasser reichen, trotzdem machte er genug her, um ausreichend Höschen für eine ganze Victoria’s-Secret-Filiale zu sammeln. Er war vom gleichen Schlag wie ich.